Chronik des TSV
Reichertshausen von 1964 bis heute
Was haben sich die
Gründungsväter wohl gedacht, als sie am 8. Juli 1964 auf der
Gründungsversammlung im Gasthaus Fuchs einen Turnverein aus der Taufe
hoben? Es war ganz schön mutig nach dem Scheitern des SV Reichertshausen
1958, wo vergeblich versucht worden war, eine Turnabteilung einzuführen,
nun einen Verein zu gründen, der sogar im Vereinsnamen das Turnen
herausstellt. Wollte man damit die zukünftige Vereinsführung in Zugzwang
bringen?
Wie die heutigen vielfältigen Aktivitäten neben dem Fußballsport zeigen,
haben sich die Idee und der Weitblick der ersten Vorstandschaft als richtig
und richtungsweisend herausgestellt.
Es ist daher müßig darüber zu grübeln, wie ein „FC Reichertshausen“ heute
da stehen würde.
Zur Gründung 1964 stand eindeutig der Fußball wieder im Vordergrund. Es war
der damals im heutigen Haus Schellner in der Pfaffenhofener Straße 23
wohnende Josef Deutschmann, der die von Lehrer Ruppert Wildgruber
zusammengestellte Schülermannschaft mitbetreute und ihr als geprüfter
Schiedsrichter das „Fußball- Einmaleins“ beibrachte.
An dieser Stelle ist vor allem Josef
Neumeier (†) zu erwähnen, der sich trotz seines anstrengenden
Schichtdienstes im Milchwerk spontan bereit erklärte, den Posten des 1.
Vorsitzenden zu übernehmen. Unmittelbar nach der Vereinsgründung begann man
also mit einer C- Schülermannschaft Fußball zu spielen. Mit einer intakten
Vorstandschaft und über 150 aktiven und fördernden Mitgliedern im Rücken
wurde nun intensiv nach dem Aufbau weiterer Mannschaften getrachtet. 1965
und 1966 konnten eine A- Jugend Mannschaft, einen Senioren- und eine
Reservemannschaft aus der Taufe gehoben werden.
Für die Vorstandschaft war es
derweilen die vorrangige Aufgabe, den heutigen sogenannten „Alten
Sportplatz“ im Ilmtal zu sanieren. So wurden die Gräben um das Fußballfeld
neu gezogen, um es trockener zu bekommen. Auch wurde bald eine kleine
Flutlichtanlage installiert und die Mannschaft konnte ihre „Kampfspuren“ in
der Waschküche des Hauses Schellner beseitigen.
Im Jahr 1966 änderte sich die
Vorstandschaft erstmals. Alois Stockmeier stand nun an der
Spitze des Vereins. Sein Bestreben war es unter anderem, dass der Verein
bei dem geplanten Schulturnhallen- und Sportplatzbau auch entsprechend
mitwirken konnte.Er regte an, die Gemeinde bzw. der Schulverband sollte dem
TSV die Benutzung der geplanten Turnhalle, einen Teil deren Unterkellerung
( die Geburtsstunde des Vereinsheims) und die Austragung seiner Punktspiele
auf dem Schulsportplatz gestatten, was dann dank der Aufgeschlossenheit der
Gemeindeführung auch gelang.
Als im Jahr 1968 Stefan
Drexler zum Vorsitzenden gewählt wurde, konnte dieser den
Sportplatzbau durch unentgeltliche Arbeitsleistung seiner Mitglieder
tatkräftig unterstützen. So wurden laut Aufzeichnung von damals 738
Arbeits-, 29 Schlepper- und 25 Unimog Stunden geleistet. Mit der Gemeinde
wurde ein Nutzungsvertrag über die erwähnte Mitbenutzung der Turnhalle und
des Sportplatzes abgeschlossen. Daraufhin stellte der Landessportverband
dem TSV einen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 45.000 DM
zur Verfügung, ein wirklich
ansehbarer Betrag in der damaligen Zeit und gut angelegtes Geld aus
heutiger Sicht. Die von Alois Stockmeier angeregte Aufnahme einer Damen-
und Herrengymnastikabteilung in den Verein konnte nach Fertigstellung der
Turnhalle realisiert werden. Diese schlug sich natürlich auch positiv in
den Mitgliedszahlen nieder. So konnte sich der Verein von 171 auf 252 Mitglieder
vergrößern und dementsprechend gut war auch der Kassenstand. Am 1. Juni
1972 konnte die neue Sportanlage mit Umkleidekabinen und Duschräumen
eingeweiht werden, natürlich einhergehend mit Pokalturnieren der
Fußballmannschaften. Im Spieljahr 1973/74 wurde eine Altherrenmannschaft
aufgebaut, denn mancher Seniorenspieler von 1965 war in die Jahre gekommen
und so konnte er dem Fußball erhalten bleiben. Ebenfalls im Jahr 1973
gründete der TSV Reicherthausen eine Tennisabteilung, die sich allerdings
auflöste, als 1980 ein eigener Verein, der TCR ins Leben gerufen wurde.
Nach der erfolgreichen
Amtsperiode von Stefan Drexler übernahm von 1975 – 1978 Jakob
Petzendorfer (†) als Vorsitzender die Geschicke
des Vereins. Unter seiner Regie wurde die Fußball Jugendarbeit weiter forciert .
Auf der Generalversammlung 1978
wurde nach dem Rücktritt von Jakob Petzendorfer der schon beim damaligen FC
Reichertshausen spielende Jakob Scharf (†) zum
Vorsitzenden gewählt. Er war es, der die mittlerweile veraltete
Vereinssatzung den Gegebenheiten der Zeit anpasste, um den weiter
expandierenden Verein ( nahezu 300 Mitglieder)
nach modernen Gesichtspunkten und flexibler führen zu können. Die Amtszeit des 1.
Vorsitzenden Jakob Scharf währte von 1978 – 1984; er selbst konnte das Vereinsjahr
1983/84 wegen einer schweren Erkrankung nur noch mit viel Mühe und großer
Disziplin erfüllen. Bestürzt und tief traurig gab der Verein im Mai 1984
dem mit 61 Jahren viel zu früh verstorbenen 1. Vorsitzenden das letzte
Geleit.
Als Nachfolger übernahm nun bis
1988 Karl Reicheneder , ebenfalls
ein langjähriges
aktives Mitglied sowie in der Vorstandschaft bewährter Kassier die
Geschicke des Vereines. Während seiner Amtszeit wuchs der Verein neben den
bestehenden Abteilungen und der 1982 eingeführten Volleyballseniorengruppe
um eine Volleyballjugendgruppe, eine Seniorengymnastik sowie das
mittlerweile sehr beliebte Eltern- Kind- Turnen. Hinzu kam die nicht mehr
wegzudenkende Skigymnastik. Durch diese Aktivitäten konnte die
Mitgliederzahl während seiner Amtszeit von 341 auf 451 gesteigert
werden.
Im Februar 1988 übernahm nach
dem Rücktritt von Karl Reicheneder Wolfgang Blum (+) als
siebter Vorstand seit der Vereinsgründung die Geschicke des TSV. Er war es
auch, der mit seiner Vorstandschaft die Erweiterung des bestehenden Vereinsheimes und der
Umkleidekabinen zu dem heutigen Stand bewirkte, eine neue Flutlichtanlage
am Trainingsplatz am Ilmgrund erstellen ließ und den Bau der
Beachvolleyballanlage am Parkplatz vor der Schulturnhalle auf den Weg
brachte. Außerdem gründete er den Festausschuss zur Planung und
Organisation einer denkwürdigen Festwoche anlässlich des 25 jährigen
Vereinsjubiläums im Jahr 1989. In seiner Amtszeit gelang zum ersten Mal in
der Vereinsgeschichte der Aufstieg der Fußballseniorenmannschaft von der
damaligen C- Klasse in die B- Klasse, welche der heutigen Kreisklasse
gleichzusetzen ist. Daneben nahmen erstmals Senioren- und
Juniorenmannschaften der Volleyballabteilung am aktiven Punktspielbetrieb
teil und es wurde eine Badmintonabteilung gegründet.
Im Jahr 1993 schuf der Verein
die Möglichkeit zum Ablegen des Sportabzeichens im Verein und Gerhard
Kirchhoff (+) kümmerte sich um die Trainings- und Abnahmemöglichkeiten.
Ferner war das Jahr 1993
auch das Geburtsjahr der so genannten Sportwochenenden. Ab diesem Zeitpunkt
nahm der Verein die Gelegenheit war, einer breiten Öffentlichkeit all die
sportlichen Aktivitäten zu präsentieren.
Auch die Gründung der
Theaterabteilung fällt in die Amtsperiode von Wolfgang Blum; ebenso die
Einführung des Vereinsjugendleiters, einer Vorgabe des BLSV.
Während der ersten Amtszeit von
Wolfgang Blum in den Jahren 1988 – 1994 wuchs die Zahl der Mitglieder von
451 auf 730 an. Berufsbedingt musste er den Vereinsvorsitz im Jahr
1994 abgeben.
Vorstand für zwei Jahre wurde
nun Baron Volker von Cetto. In seine Amtszeit fällt die
Fertigstellung der Beachvolleyballanlage, leider auch der Abstieg der
Seniorenmannschaft in die C- Klasse, welcher aber mit dem sofortigen
Wiederaufstieg im Jahr 1996 vergessen gemacht werden konnte.
Nachdem Wolfgang Blum im Jahr
1996 zwischzeitlich wieder als Vorsitzender zur Verfügung stand, übernahm
er nochmals für 2 Jahre dieses Amt. Im Jahr 1998 zwang ihn ein erneuter
Auslandsaufenthalt dazu, den Vorsitz erneut abzugeben.
So folgte für die Jahre 1998 –
2000 mit Jochen Thevessen der 10. Vorstand des TSV
Reichertshausen in seine Geschichte. Jochen Thevessen war mit den
Strukturen des Vereins bestens vertraut, war er doch schon ein Jahrzehnt
als Schriftführer und späterer 2. Vorsitzender tätig gewesen, ehe er das
Vorstandsamt übernahm.
Als sich Jochen Thevessen nach
zwei Jahren wieder vom Vorstandsamt zurückzog, stand der Verein vor dem Problem,
einen geeigneten Nachfolger zu finden. Nach vergeblichen Anläufen gelang es
schließlich, mit Angela Bauer das erste Mal in der Vereinsgeschichte eine
Frau als mittlerweile 11. Vorsitzende des TSV Reichertshausen zu gewinnen.
Dies kann gar nicht hoch genug herausgestellt werden, wenn man weiß, welche
Rolle Angelika Bauer als Abteilungsleiterin der Gymnastik/ Turnabteilung
seit fast 30 Jahren im Vereinsgeschehen gespielt hat. Ihrem Engagement und
ihrem Einfallsreichtum unter Opferung zahlloser Privatstunden ist es zu
verdanken, dass die Gymnstikabteilung ein derart vielfältiges Programm für
nahezu alle Altergruppen anzubieten hatte. Angelika Bauer führte den Verein
mit Bravour von 2000 – 2004.
Im Frühjahr 2004 wurde Rudi
Furtmeier zum 12. Vorstand gewählt; ihm oblag es, den Stab
weiter zu tragen und für ein erfolgreiches Weiterbestehen des Vereines zu
sorgen. Die Feierlichkeiten rund um das 40 jährige Jubiläum des TSV im
Sommer des Jahres 2004 waren hierbei der 1. Meilenstein.
Unter der Leitung von Rudi
Furtmeier wurde die 2. Seniorenmannschaft wieder zum Leben erweckt und
diese schaffte auch bald darauf den Aufstieg in die B- Klasse. Der Weg der
1. Mannschaft zeigte
ebenfalls nach oben und seit der Saison 2009/2010 spielt sie in der
Kreisklasse. Im Jahr 2007 konnte darüber hinaus der Sportplatz an der
Paindorfer Straße grundlegend saniert werden, einschließlich einer fest
installierten Beregnungsanlage und auch der Innenbereich wurde renoviert.
Die TSV Chronik wäre sicher
unvollständig, wenn man nicht neben den Vorständen auch eine Reihe
verdienter Personen erwähnen würde, ohne die es den TSV heute mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr gäbe. Folgende herausragende
Persönlichkeiten sind hier anführen: Michael Schmelz (+),
Inge & Adi Englisch, Rudi Schamm und Lorenz Kaiser sen. Letztgenannter
bekleidet seit mittlerweile über 40 Jahren das Amt des Platzkassiers. Viele
weitere Namen könnte man hier noch aufführen, die sich um den Verein verdient gemacht
haben. Ihnen allen ist der TSV zu großem Dank verpflichtet.
Möge der TSV Reichertshausen
noch lange bestehen und seinen sportlichen sowie sozialen
Aufgaben in der Gemeinde Reichertshausen gerecht werden.
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